Wie die Digitalisierung von Lokalzeitungen erfolgreich sein kann
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Lokalzeitungen beinah konkurrenzlos waren. Warren Buffett hat einmal gesagt, dass die Lokalzeitung eine uneinnehmbare Festung ist.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Lokalzeitungen beinah konkurrenzlos waren. Warren Buffett hat einmal gesagt, dass die Lokalzeitung eine uneinnehmbare Festung ist.
Die Welt hat sich seitdem stark gewandelt. Die Zukunft der lokalen Medien ist äußerst ungewiss geworden. Der Grund dafür ist der Übergang zu einem digitalen und mobilen Medienuniversum.
Trotzdem – dieser Wandel ist kein automatischer Todesstoß für Lokalzeitungen.
Lokalzeitungen können auch in einer digital geprägten Welt gedeihen. Genau aus diesem Grund möchte ich in diesem Artikel tiefer in dieses Thema eintauchen. Wir werden gemeinsam aktuelle Probleme, Erfolgsfaktoren und neue Geschäftsmodelle für Lokalzeitungen untersuchen.
Lokalzeitungen sind der digitalen Herausforderung noch nicht gewachsen
Die Digitalisierung der Zeitungen ist nicht über Nacht geschehen. Seit den 1990er Jahren beschäftigen sich lokale Zeitungsverlage mit dieser Sache, die man Internet nennt. Die Internet-Nachrichten erlebten einen rasanten Aufstieg, und einige Lokalzeitungsverlage bauten ihre eigenen Websites auf, um ihre Artikel zu veröffentlichen. Der Aufstieg der sozialen Medien führte jedoch dazu, dass viele Lokalzeitungen begannen, den Datenverkehr durch Likes und Klicks zu steuern.
Dadurch wurden die Lokalzeitungen jedoch zu einem Schatten ihres früheren Selbst. Sie stellten fest, dass das endlose Streben nach Klicks und Likes keine langfristig wirksame Strategie war. Außerdem waren viele gezwungen, mit größeren Tageszeitungen zu fusionieren, in der Hoffnung, in ihren lokalen Szenen präsent zu bleiben.
Lokalzeitungen sehen heute ganz anders aus. Laut einer vom Tow Center der Columbia University veröffentlichten Studie handeln im Durchschnitt nur 17% der Artikel in Lokalzeitungen von lokalen Themen. Früher gab es Journalisten, die genauestens über die Kommunalpolitik oder die neuesten Entscheidung des Amtsgerichts berichteten. Heute ist das vielerorts ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit.
Eine schwache lokale Präsenz ist eine Sache. Eine andere ist die Tatsache, dass viele Lokalzeitungen die digitale Revolution noch immer nicht verinnerlicht haben. Der gleichen Studie zufolge haben 12% der lokalen Zeitungen noch immer keine eigene Website. Dafür könnte es mehrere Gründe geben. Zum Beispiel zu wenig Geld oder zu wenig technische Hilfe. Unabhängig davon verzichten diese Publikationen jedoch auf die Möglichkeit, ihre Inhalte auf ihren eigenen Websites zu veröffentlichen.
Das liegt unter anderem am Aufstieg der sozialen Medien. So haben zum Beispiel etwa 34% der Lokalzeitungen, die keine Website haben, ein Facebook-Profil erstellt. Insgesamt haben sogar 80% der lokalen Zeitungsverlage eine Präsenz beim weltweit größten sozialen Netzwerk.
Warum? Erstens ist es einfach, eine Präsenz bei Facebook zu erstellen. Außerdem ist die schiere Größe des Netzwerks äußerst attraktiv. Dennoch sollte gerade der Anstieg von Fake News die lokalen Zeitungsverlage nicht unberührt lassen. Denn Facebook kann ihre Inhalte neben gefälschten oder falschen Inhalten platzieren.
Außerdem setzen viele lokale Zeitungsverlage immer noch auf responsive Websites anstatt auf eigene Apps. Eine Studie zeigt, dass 84% der Lokalzeitungen Websites und nur 27% Apps verwenden. Zwar ist eine Präsenz auf social Media Kanälen besser als gar keine Präsenz, aber Nachrichten-Apps bieten viele Vorteile.
Wie Lokalzeitungen die Digitalisierung meistern können
Viele Lokalzeitungen könnten noch deutlich mehr tun, wenn es um die Nutzung digitaler Technologien geht. Ihre Leser warten schon sehnsüchtig darauf. Außerdem lassen Sie dadurch auch mehr Einnahmen auf dem Tisch liegen.
Glücklicherweise können Sie noch heute erste Maßnahmen einleiten. Sie können sich z. B. darauf konzentrieren, ihre Monetarisierungsstrategie zu ändern und ihre Leserschaft zu vergrößern. Laut Nieman Journalism Lab läuft diese Umstrukturierung auf die Umsetzung von drei wesentlichen Punkten hinaus.
- Höhere Einnahmen aus digitalen Quellen im Vergleich zu Printmedien erzielen.
- Höhere Abo-Einnahmen im Vergleich zu den Werbeeinnahmen erzielen.
- Ein Nettoumsatzwachstum, mit dem generellen Ziel mehr digitalen Einnahmen zu erzielen, um sinkende Print-Einnahmen auszugleichen.
Diese Meilensteine konzentrieren sich darauf, höhere digitale Einnahmen von den Lesern selbst zu erhalten. Das unterscheidet sich deutlich vom alten Modell, bei dem Zeitungen sich darauf verließen, dass Werbekunden den Großteil der Einnahmen generieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Lokalzeitungen diese Meilensteine erreichen können. Hier ist eine Auswahl:
- Jüngere und vielfältige Zielgruppen von Lesern ansprechen. Die Texas Tribune erreichte damit fast 8x mehr Besucher pro Monat.
- Den Abonnenten mehr Möglichkeiten zu bieten, sich in der Redaktion einzubringen und sich zu engagieren. Eine Idee ist, dass Ihre Journalisten Live-Chats auf Facebook zu einer bestimmten Story veranstalten. Als Verlag können Sie auch Videos erstellen, die den Lesern einen Blick hinter die Kulissen ihrer Nachrichtenredaktionen ermöglichen.
- Die Newsletter-Abonennten erhöhen. E-Mail-Newsletter können eine ausgezeichnete Strategie sein, weil sie eine direkte Verbindung zu Engagement und neuen Abo-Abschlüssen herstellen.
- Neue interne Strukturen schaffen. Ziehen Sie eine enge Zusammenarbeit von Redaktion und digitaler Produktion in Betracht. Dies kann Ihnen helfen, diese drei Meilensteine schneller zu erreichen.
- Erwägen Sie, Ihrem Publikum auf neue Art und Weise einen Mehrwert zu bieten. Ein großartiger Weg sind Apps. Nachrichtenredaktionen, die Apps verwenden, können Inhalte distribuieren, die den Interessen und geografischen Standorten der Leser genauestens entsprechen.
- Nutzen Sie verstärkt soziale Medien. Soziale Medien können Ihnen helfen, sehr eng mit Ihren Lesern in Kontakt zu treten.
Eine proaktive Herangehensweise mit den oben genannten Punkten kann Ihnen helfen, Ihre eigene Digitalisierung voranzutreiben. Allerdings sollte Sie diese Ideen unbedingt schrittweise ausprobieren. Das ist viel besser, als auf eine perfekte Strategie zu warten.
Neue Geschäftsmodelle für Lokalzeitungen
Lokalzeitungen müssen schnell und mutig handeln, um diese drei Meilensteine zu erreichen und einen digitalen Wandel zu vollziehen.
Zeitungen sollten sich aber auch Gedanken über die Erschließung alternativer Einnahmequellen machen. Hier gibt es eine breite Palette von Optionen. Dinge wie Veranstaltungen, E-Commerce, kundenspezifische Publikationen und interne Marketingfirmen sind dabei relevant.
An dieser Stelle möchte ich drei Fallstudien aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Reuters Institute vorstellen. Diese Lokalzeitungen haben erfolgreich mit alternativen Einnahmequellen gearbeitet und dabei deutliche Fortschritte auf dem Weg zur digitalen Transformation gemacht.
Westfalenpost
Da wäre zunächst die Westfalenpost. Die Westfalenpost mit Sitz in Südwestfalen ist eine regionale Tageszeitung in Deutschland. Um sich in dieser digitalisierten Welt zurechtzufinden, hat die Westfalenpost verschiedene Initiativen ergriffen.
Einerseits entschied sich die Zeitung für einen multimedialen Ansatz für ihre Inhalte. So nutzt sie beispielsweise Podcasts und Videos, um ihrer Leserschaft qualitativ hochwertige Inhalte zu liefern.
Sie traf auch die Entscheidung, eine zentrale Nachrichtenredaktion einzurichten. Das bedeutet, dass sie Online-Inhalte produziert, die von allen Zeitungen gemeinsam genutzt und an lokale Märkte angepasst werden können. Die Zeitung gibt sogar einige Fachzeitschriften heraus, die sich auf bestimmte Interessen konzentrieren. So konzentriert sich beispielsweise eines ihrer Magazine auf nachhaltiges Reisen.
Diese Veränderungen haben der Westfalenpost geholfen, sich in ein digitales Vorzeigeunternehmen zu verwandeln. Sie verlagerte ihr Geschäftsmodell, dass sich zuvor noch auf den Verkauf von Printmedien konzentrierte hatte. Jetzt erwirtschaftet sie signifikante Einnahmen aus ihren Online-Angeboten. Natürlich experimentiert die Westfalenpost weiter.
Dennoch ist sie schon jetzt ein großartiges Beispiel für eine Lokalzeitung, die die digitale Kluft erfolgreich überwunden hat.
Main-Post
Ein weiteres hervorragendes Beispiel ist die Main-Post. Dabei handelt es sich um eine weitere Regionalzeitung in Deutschland, die wie viele andere auch eine gebührenpflichtige Paywall eingeführt hat. Mit diesem Paywall-Modell können Website-Besucher mehrere Artikel ansehen, bevor sie ein Abonnement abschließen.
Die Main-Post hat auch große Erfolge bei der Entwicklung eigener Apps erzielt. Ein Beispiel dafür ist die beliebte E-Paper App mit 8.000 Abonnenten. Eine eigene App für tagesaktuelle Nachrichten hat ebenfalls schnell eine bemerkenswerte Zugkraft erreicht.
Die entscheidende Lektion der Main-Post? Sie hat nicht gezögert, sich verschiedene Geschäftsmodelle und mobile Technologien zunutze zu machen. Durch diese Bemühungen bietet die Main-Post ihren Lesern mittlerweile einen deutlichen Mehrwert.
NOZ Medien
Zu guter Letzt sollten Sie sich NOZ Medien ansehen. Die Zeitung hat nämlich eine spannende und loyale Facebook-Community.
Aber nicht nur das. Darüber hinaus bietet sie digitale Ticket- und Marktplätze für regionale Anbieter in Deutschland an. Dies mag vielleicht wie eine „nicht-traditionelle“ Rolle für eine Regionalzeitung erscheinen. NOZ Medien hat jedoch festgestellt, dass diese Optionen bei ihren Lesern großen Anklang finden. Außerdem bietet die Zeitung sogar hilfreiche Websites für den Verkauf von Hunden und Pferden an.
Fazit
Was davon sollten Sie sich zu Herzen nehmen? Als Verlag sollten Sie sich nicht scheuen, den Status Quo in Frage zu stellen. Auf diese Weise finden sie Ihren nächsten Weg, um neue digitale Einnahmen zu erzielen.
Abschließend habe ich noch ein Zitat für Sie, dass die digitalen Möglichkeiten für Lokalzeitungen auf den Punkt bringt.
„Lokalzeitungen sollten neue Herangehensweisen entwickeln, die den Schwerpunkt auf multimediale Distribution, unverwechselbare lokale Inhalte, Zusammenarbeit und das Benutzererlebnis legen und gleichzeitig den Wert einer effizienten Produktion und kommerziellen Strategien erkennen.“
Joy Jenkins, Assistenzprofessorin an der University of Tennessee School of Journalism and Electronic Media
Das ist natürlich alles leichter gesagt als getan. Dennoch: Jetzt ist der beste Zeitpunkt, damit anzufangen. Ich wünsche mir, dass Sie flexibel bleiben und den Mut aufbringen mit neuen Möglichkeiten zu experimentieren. Auf diese Weise investieren sie garantiert klug in die Zukunft Ihrer Zeitung.
Ziehen Sie für den Anfang den Einsatz einer digitalen Publishing Plattform wie Purpel DS in Betracht, die über ein intelligentes CMS und hocheffiziente Multichannel Workflows verfügt. Fordern Sie eine kostenlose Demo an und finden Sie heraus, wie wir Ihrer Lokalzeitung helfen können, in der digitalen Welt erfolgreich zu sein.
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