Kevin Garre
October 24, 2025

4 Erkenntnisse von der Piano Academy 2025 oder wie Verlage trotz sinkenden Traffics Umsätze steigern

Die Piano Academy 2025 versammelte Anfang Oktober mehr als 400 Führungskräfte aus knapp 20 Ländern im Pariser Pavillon d'Armenonville. Im Fokus: Content-Monetarisierung in Zeiten sinkender Traffic-Zahlen, dynamische Paywalls, KI-Integration in Redaktionsprozesse und der strategische Zielkonflikt zwischen Abo-Vertrieb und klassischem Anzeigengeschäft. Medienhäuser wie BBC Studios, DER STANDARD, POLITICO und L'Express teilten beeindruckend ehrliche Einblicke in ihre Strategien. Die Veranstaltung bestätigte für mich eindrucksvoll: Umsatzwachstum entsteht nicht durch mehr Traffic, sondern durch besseres Verständnis und gezieltere Aktivierung bestehender Nutzer.


Meine wichtigsten Erkenntnisse

  • Traffic sinkt, Umsatz steigt: 70% der Verlage verzeichneten ein Umsatzwachstum trotz rückläufiger Besucherzahlen, d. h. Engagement schlägt Volumen deutlich
  • Die Power dynamischer Paywalls: Segmentierung und KI-gestützte Optimierung ermöglichen bessere Conversion-Raten ohne Traffic-Wachstum
  • Vertrieb vs. Anzeigen erfordert strategische Klarheit: Paywall-Modelle verändern Vermarktung, Redaktionsarbeit und Produktentwicklung grundlegend
  • KI-Integration wird zum Wettbewerbsvorteil: Verlage, die KI systematisch in Redaktionsprozesse integrieren, schaffen die Basis für Personalisierung und präzisere Monetarisierung


1 Traffic ist nicht tot, aber Volumen allein reicht nicht mehr

Viele Verlage müssen ihre Wachstumsstrategie neu denken. Während Traffic insgesamt um 2% zurückging und Conversions um 1,3% sanken, stieg der Umsatz bei Piano-Kunden um 10,4%.

Katelyn Belyus, Global VP of Strategy and Analytics bei Piano, zeigte, dass Google AI Overviews und sinkende Social-Media-Reichweiten die klassische Akquise-Logik aushebeln. AI-Referrals explodierten um fast 2.000%, bleiben aber marginal. Die entscheidende Erkenntnis: Hochengagierte Nutzer konvertieren 44-mal besser als Einmalbesucher und generieren einen durchschnittlichen Umsatz pro Tausend Besucher von über 25 US-Dollar, verglichen mit nur 23 Cent bei Einmalbesuchern.

So setzen Verlage es um: Harvard Business Review optimierte Paywall-Strategien anhand von Content-Performance-Daten und steigerte Conversion-Raten um bis zu 60%. Publico testete KI-gestützte Regwalls für Nutzer aus Search und Social. Das Ergebnis: 41.000 neue Registrierungen in 10 Tagen. Die Athener Morgenzeitung Kathimerini führte kostenlose und Premium-Newsletter ein und vervielfachte die Abonnentenzahl innerhalb von zwei Jahren um das 25-Fache.

2 Dynamische Paywalls und KI machen Monetarisierung messbar

Statische Paywalls gehören der Vergangenheit an. Moderne Verlage nutzen dynamische, nutzerbasierte Modelle, die durch iterative, KI-gestützte Schleifen permanent optimiert werden.

Trevor Kaufman, CEO von Piano, betonte, dass KI zum Standard wird. Mit Tools wie Piano Tutor, das bereits über 58.000 Kundenanfragen bearbeitet und 40% aller Support-Tickets vollständig löst, zeigt Piano, wie datenbasierte Automatisierung funktioniert. Die angekündigte tiefere Integration mit Stripe und die neue Plattform VX2 für Subscription-Orchestrierung bringen zusätzliche Schlagkraft bei Authentifizierungsraten und Zahlungsausfallmanagement.

So setzen Verlage es um: BBC Studios migrierte von Metered Regwalls zu Propensity-based Paywalls, testete systematisch und steigerte Conversions ohne Werbeeinbußen. L'Express setzt auf semantische Personalisierung von Push-Benachrichtigungen. Übrigens 70% der Leser nutzen die mobile App, wo sie doppelt so viel Zeit verbringen wie auf der Website. Der Sportartikelhersteller Salomon baute eine cloud-native Dateninfrastruktur mit Piano und Snowflake auf und sparte vier Stunden pro Nutzer pro Woche.



3 Der Zielkonflikt zwischen Vertrieb und Anzeigen erfordert Entscheidungen

Sobald Inhalte hinter der Paywall stehen, entfallen klassische Anzeigenmodelle. Diese Entscheidung wirkt sich massiv auf Vermarktung, Produktentwicklung und redaktionelle Arbeit aus.

Paywall-Modelle verändern den journalistischen Kern: Inhalte werden für zahlende, hochengagierte Leser produziert, nicht für Reichweite und Ad Impressions. Das beeinflusst Themenauswahl, Format und Produktionsrhythmus. Medienhäuser wie DER STANDARD und POLITICO zeigten, wie sie diesen Balanceakt durch klare interne Governance und enge Abstimmung zwischen Redaktion, Produkt und Vertrieb meistern.

So setzen Verlage es um: L'Express fokussiert sich auf Premium-Content mit Mehrwert für zahlende Leser und investiert in Tiefe statt Breite. Themen wie Bildung und europäische Angelegenheiten werden multi-format aufbereitet. Der Flaggschiff-Podcast La Loupe erreicht über 200.000 Hörer pro Monat. France Télévisions implementierte automatisiertes Monitoring über 40 Plattformen hinweg und mittlerweile werden 95% aller Anomalien erkannt, bevor Teams Beschwerden melden.



4 KI-Integration in der Redaktion wird zum Wettbewerbsvorteil

Verlage, die KI systematisch in ihre Redaktionsprozesse integrieren, gewinnen nicht nur Effizienz, sondern schaffen die Grundlage für personalisierte Content-Erlebnisse und präzisere Monetarisierung. KI ist kein Zukunftsthema mehr, sondern operative Realität.

Trevor Kaufman, CEO von Piano, machte deutlich: KI wird zum Standard. Piano Tutor bearbeitet bereits über 58.000 Anfragen und löst 40 Prozent aller Support-Tickets vollständig autonom. L'Express bereitet sich mit KI-gestützter Übersetzung darauf vor, 60 Millionen europäische Leser zu erreichen. Die Botschaft war klar: Verlage brauchen intelligente Systeme, die repetitive Aufgaben übernehmen, damit Redaktionen sich auf journalistische Qualität konzentrieren können. Gleichzeitig ermöglichen diese Systeme erst die datenbasierte Personalisierung, die für erfolgreiche Paywalls notwendig ist.

So setzen Verlage es um: L'Express nutzt semantische Personalisierung, BBC Studios propensity-basierte Paywalls.  

Purple ermöglicht übrigens genau diese KI-Integration as a Service: Mit agentenbasierten KI-Workflows kann ihre Redaktion Automatisierung direkt einbinden – von der Verarbeitung von Pressemitteilungen über Topic Discovery über Perplexity bis zur Content-Generierung. Die auf Webhooks-basierte Integration erlaubt vorkonfigurierte Workflows oder eigene Python-Skripte. So machen wir Digital-First-Publishing mit integrierter KI zur Realität.

Mein Vor-Vorgänger bei Purple und heutiger Global SVP Partnerships bei Piano York Walterscheid, unser CEO Stephan Heck und ich (von links nach rechts).


Fazit

Die Piano Academy 2025 machte deutlich: Traffic-Wachstum ist kein zuverlässiger Indikator mehr. Verlage müssen Nutzerverhalten verstehen, Engagement fördern und datenbasierte Monetarisierungsstrategien umsetzen. Die ehrlichen Einblicke von BBC Studios, L'Express, DER STANDARD und anderen zeigten, dass der Weg zwar nicht einfach, aber machbar ist.  

Ein großes Merci an York Walterscheid und Clemens Hammacher von Piano für die Einladung und den exzellent organisierten fachlichen und persönlichen Austausch. Sie möchten sehen, wie Purple Ihre Redaktionsprozesse effizienter macht und Monetarisierungsstrategien unterstützt? Vereinbaren Sie eine Demo und erfahren Sie, wie Digital-First-Publishing mit der Purple Content Cloud funktioniert.

Als nächstes lesen