John Rahim
September 30, 2025

INMA Media Innovation Week 2025: Unsere 5 größten Learnings für alle, die nicht dabei sein konnten

Die INMA Media Innovation Week in Dublin war ein Weckruf. 321 Medienverantwortliche aus 28 Ländern, über 50 Speaker und sechs Medienhäuser als Teil der Study Tour. Aber die eigentliche Botschaft war klar: Die Branche hat keine Zeit mehr für Ausreden. Earl J. Wilkinson, Executive Director und CEO von INMA, warnte gleich zu Beginn: "Publishers haben fünf Jahre, nicht fünfzehn." Google Zero ist schon da, der Traffic von Plattformen stirbt aus und nur direkte Kundenbeziehungen zählen noch. Nach drei bzw. fünf intensiven Tagen (Stephan war bereits bei der Study Tour dabei) haben wir genug gesehen, um zu wissen: Wer jetzt nicht handelt, hat es sehr schwer.

1. Der neue Pragmatismus

Mediahuis Ireland hat ihre digitalen Abo-Ziele für 2025 bereits erreicht. Die Philosophie dahinter, die Sheena Peirse, Chief Customer Officer bei Mediahuis Ireland und ihr Team vorleben: pragmatisches Vorangehen statt Perfektionismus. Es muss nicht alles perfekt sein, es muss funktionieren.

Bei The Irish Times Group beeindruckten drei radikal einfache Prinzipien: "Cultural Change through Structural Change", "Always Think Subscriber Centric" und "Raise Standard and Quality". Deirdre Veldon, Group Managing Director, Aisling McCabe, Group Strategy and Business Development Director und David Labanyi, Head of Audience bei The Irish Times, leben diese Prinzipien täglich. Es geht nicht um abstrakte Strategiepapiere, sondern um konkrete Veränderungen im Alltag. Sie haben verstanden: Transformation ist kein Projekt mit Enddatum, sondern eine permanente Haltung.

Besonders aufschlussreich war der Blick auf TheJournal.ie. Als digital-nativer Publisher kämpfen sie mit denselben Herausforderungen wie traditionelle Verlage. Susan Daly, Managing Editor bei Journal Media, und ihr Team räumten ein: Der Unterschied zwischen "Digital First" und "Digital Only" ist kleiner als gedacht. Beide Welten können voneinander lernen. Die Erfolgreichen testen schnell, scheitern billig und skalieren, was funktioniert. Perfektion ist der Feind des Fortschritts.


2. Agentic AI verändert die Spielregeln fundamental

Robert Whitehead, Digital Platform Initiative Lead bei INMA, zeigte live auf der Bühne die Zukunft. In wenigen Minuten baute er eine funktionsfähige App aus einem RSS-Feed. Seine Vision klingt verrückt, wird aber Realität: Journalisten bekommen "25 Super-Helfer", die Routine übernehmen, damit Menschen sich auf das konzentrieren können, was KI nie kann: echten Journalismus.

Die Konferenz war voll praktischer Beispiele. Mail Metro Media hat bspw. Mail IQ direkt mit ihren Journalisten entwickelt. Chris Clemo, Director of Innovation bei Daily Mail, verglich AI mit einem intelligenten Hochschulabsolventen, der erst durch richtiges Training wirklich nützlich wird. Das Tool fokussiert sich auf administrative Hilfe, nicht kreativen Ersatz. Bei Funke verwandelt die Real Machine Artikel in Social-Media-Reels. Was früher zwei Stunden dauerte, geht jetzt in zehn Minuten. Dr. Paul Elvers, Head of AI Task-Force bei Funke Media, hat 500 Reels produziert und weiß: AI-Content performt genauso gut wie handgeschriebene Inhalte.

Aber Valentin Heneka, Head of Editorial AI & Analytics bei Badischer Verlag, warnte auch vor Übertreibungen: "LLMs tun Journalismus nicht nur gut." Denn sie schreiben plausible Texte mit subtilen Fehlern, die fachkundige oder lokale Leser sofort bemerken. Seine Lösung ist pragmatisch: AI für Effizienz nutzen, nicht für Glaubwürdigkeit. 500 News-Briefs wöchentlich schafft sein Team jetzt in 5 statt 15 Minuten. Auch meine Gespräche über Purple's AI Workflows bestätigten: Verlage wollen genau diese Balance. Automation ja, aber journalistische Integrität bleibt unantastbar.

3. Audio und Podcasts werden zum strategischen Hebel

Audio explodiert gerade. Mediahuis Ireland beweist dies z. B. mit ihrem Indoor Sports Podcast. Mary Carroll, Group Head of Audio, zeigte: Wer als Erster eine Nische besetzt, kann sie komplett dominieren. Cormac Bourke, Editor-in-Chief bei Mediahuis Ireland, präsentierte Indo Sport als Beweis, dass Sportberichterstattung im Audio-Format völlig neue Zielgruppen erreicht. Es ist kein Zusatzgeschäft mehr, sondern ein eigener Kanal mit eigenen Regeln und eigener Audience.

Svenska Dagbladet geht noch weiter. Madelaine Levy, Head of Storytelling ebenda, verwandelt Artikel nicht einfach in Audio, sondern in "exciting audio experiences". Das ist mehr als Text-to-Speech. Es ist eine neue Erzählform mit Stories und Behind-the-Scene-Extras. Die Strategie ist so einfach wie brillant: zwei Episoden auf Spotify, die dritte exklusiv auf der Website. Das Ergebnis? Bis zu 1000 neue Abos pro Episode. Camilla Hillerö, Head of Data Analytics & AI bei NTM, demonstrierte KI-gestützte Audio-Nachrichten, die sich automatisch anpassen. Jeder Hörer bekommt sein personalisiertes Programm. NWZ wagte sich mit Nico Reimer, Coordinator Reporterteam bei NWZ Mediengruppe, und seinem Podcast über U-96 sogar an investigative Langformen. Das Ergebnis zeigt: Audio funktioniert für jedes Genre, wenn man es richtig macht.

Lena Leibetseder, Head of Digital Publishing bei Russmedia Digital, bewies mit VOL.AT's Shorts-Format einen wichtigen Punkt: Es muss nicht immer der einstündige Deep-Dive sein. Snackable Audio Content erreicht Menschen in Momenten, wo Text keine Chance hat. Im Bus, beim Sport, während der Hausarbeit. Verlage, die Audio ignorieren, verschenken nicht nur Reichweite. Sie verpassen eine komplette Generation, die Podcasts dem linearen Radio vorzieht und bereit ist, für guten Audio-Content zu zahlen.

4. Die Study Tour mit Beispielen für kulturellen Wandel

Stephans zwei vollgepackte Tage mit 21 Publishing-Experten aus 13 Unternehmen brachten tiefe Einblicke in die irische Medienlandschaft. Business Post beeindruckte mit konsequenter "Audience First"-Strategie. Sarah Murphy, CEO, und Daniel McConnell, Editor bei Business Post, haben ein AI-Playbook entwickelt, das die gesamte Organisation durchdringt. Ihre Lektion: Technologie folgt Kultur, niemals umgekehrt. Erst wenn die Mitarbeiter verstehen, warum sie sich ändern müssen, werden sie es auch tun.

Auch RTÉ als öffentlich-rechtlicher Sender kämpft mit denselben Problemen wie private Verlage. Kevin Bakhurst, Director-General, Adrian Lynch, Director Strategy & Audiences, und Deirdre McCarthy, Managing Director News & Current Affairs bei RTÉ, suchen nach Wegen, Engagement aufzubauen und wiederkehrende Audiences zu kultivieren. Der Austausch zwischen beiden Welten war erhellend. Öffentlich-rechtliche Organisationen haben andere Ressourcen aber ähnliche Herausforderungen. Private Medien haben mehr Druck aber auch mehr Freiheit zu experimentieren.

Greg Piechota, Researcher-in-Residence bei INMA, fasste die irische Situation treffend zusammen: Dublin mag ein Tech-Hub sein, aber der Medienmarkt bleibt tief in Print verwurzelt. Digitale Subscriptions entstehen gerade erst. Traditionelle Newsroom-Strukturen dominieren noch. Es ist ein Markt voller ungenutztem Potential. Internationale Player wie Mediahuis und Bonnier News treiben die Digitalisierung voran, aber der Weg ist lang. Selbst in Tech-Zentren passiert Digital Transformation nicht von selbst. Man muss sie aktiv vorantreiben, jeden Tag aufs Neue.

5. Das Partner-Ökosystem wird zum wichtigen Hebel

Unser gemeinsames Dinner mit Piano und Conversario hat gezeigt, wohin die Reise geht. 32 Teilnehmer diskutierten die zentralen Fragen: Wie bringt man verschiedene Systeme zum Zusammenspiel? Wie überwindet man Silos zwischen Redaktion, Produkt und Tech? Die Antworten waren eindeutig: Isolierte Tools sind tot. Verlage brauchen Ökosysteme, die miteinander sprechen.

Die verschiedenen Ansätze von Purple, Piano und Conversario ergänzen sich dabei organisch. Die Diskussionen drehten sich um praktische Integration, nicht theoretische Möglichkeiten. Führungskräfte wollen wissen: Wie kriege ich meine Systeme dazu wirklich, miteinander zu arbeiten?

Unser Kunde Ringier Axel Springer macht vor, wohin es geht: 25.000 Stories wöchentlich fließen über 120 Marken durch einen zentralen Content-Pool. Zehn Prozent des Contents werden so distribuiert und generieren fünf Prozent der gesamten Page-Views. Bernd Volf, Managing Director bei Ringier MediaTech, räumte ein: Die Technologie ist das kleinste Problem. Governance, Compliance und der Erhalt lokaler Relevanz sind die wahren Herausforderungen. Aber wer sie meistert, gewinnt Effizienz ohne Qualitätsverlust.

Fazit: Was wir ganz besonders mitnehmen

Earl Wilkinsons Warnung zog sich durch alle drei Tage: Die "Zero Search World" kommt schneller als gedacht. Search-Traffic stirbt. Social Media wird unberechenbar. Big-Tech-Zahlungen enden. Wer keine direkten Kundenbeziehungen hat, wird unsichtbar.

Die Konferenz bestätigte, was wir bei Purple täglich erleben: Verlage brauchen flexible, AI-gestützte Plattformen, die verschiedene Kanäle orchestrieren und dabei journalistische Qualität bewahren. Dublin war ein Aufruf zum Handeln. Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Wie Mediahuis Ireland bewiesen hat: Erfolg kommt nicht von Perfektion, sondern von Mut und Geschwindigkeit. Move fast, break comfort zones, adapt or die.

Wenn Sie mehr über Purple als AI-gestützte digital-first CMS-Lösung zu erfahren, buchen Sie noch heute eine Demo.

Als nächstes lesen